Mikao Usui Sensei

Die Geschichte des Reiki

Mikao Usui, der Gründer des Reiki, wurde am 15. August 1865 in Taniai Mura, dem heutigen Dorf Miyama-Cho, Yamagata-gun, der Präfektur Gifu geboren. Er stammt von der Familie des Tsutane Chiba, einem bekannten japanischen Samurai ab.

Usui Sensei (sensei beduetet Lehrer und heißt ursprünglich "der Erstgeborene") war ein erfahrener und gebildeter Mann mit einem großen Wissen und herausragenden Fähigkeiten. Er war kein reicher Mann und um seine Wünsche zu erfüllen musste er sparen. Im Laufe seines Lebens übte er verschiedene Tätigkeiten aus und arbeitete in mehreren Berufssparten. Er war unter anderem tätig als Beamter, als kaufmännischer Angestellter, als Journalist, als Sekretär des Post-, Verkehrs- und Außenministers Japans und auch als Missionar einer Shinto-Gruppe und Kaplan für Gefängnisinsaßen. Er war KEIN christlicher Missionar, sondern gehörte dem Jodo Shu-Buddhismus an. Er reiste mehrere Male nach China und in westliche Länder, um sein Wissen zu bereichern und seinen Horizont zu erweitern. Obwohl er ein großartiger Mensch war, musste er sich mit vielen Schwierigkeiten und Konflikten auseinandersetzten. 

Aufgrund all dieser Erfahrungen konnte Usui Sensei die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Letztendlich kam er dazu, sich nach dem Sinn des Lebens zu fragen. Er suchte nach der Antwort in Büchern über Geschichte, Medizin, Buddhismus,Christentum, Psychologie, Asketentum, Physiognomie und vielen mehr. Zum Schluss kam er zu dem Ergebnis, dass der Sinn des Lebens ein Zustand perfekten inneren Friedens sei (An-Jin-Ryu-Mei). Daraufhin widmete er sich dem Zen-Buddhismus.

Trotz drei langer asketischer Jahre in einem Zen-Tempel erreichte Usui Sensei die Erleuchtung nicht. So ging er zu seinem Zen-Meister, um nach einem Rat zu fragen. Sein Meister antwortete: "Vielleicht indem du stirbst."

Eine Erleuchtung lässt sich nicht provozieren, aber es ist möglich, günstige Voraussetzungen zu schaffen, unter denen sie dann geschehen mag. Oder auch nicht. Es gibt mehrere Varianten, wie man es erreichen kann. Eine davon ist eben auch der eigene Tod. Im Sterbeprozess, wenn sich die ätherischen Körper von dem physischen Körper ablösen, ist ein in der Meditation geübter Mensch in der Lage, sich endlich selbst zu finden.

Auch der Erleuchtungsweg des historischen Buddha, Gautama Siddharta, ging über diese Variante.

Usui Sensei gab also im März 1922 sein Leben auf und begann auf dem Kurama-Berg seine Fastenkur. Dieses Fasten war jedoch keine Übung. Er bereitete sich tatsächlich auf den scheinbar nahenden Tod vor. Nach 20 Tagen, am Abend traf ihn etwas wie ein Blitzschlag / Energiestrahl in die Stirn und er wurde ohnmächtig. Sein Zeitgefühl verschwand und er wusste nicht, wie lange er in diesem Zustand verweilt hatte. Als er wieder zu sich kam, fühlte er sich sehr erfrischt, wie noch nie zuvor.

Während des Zwischenfalls hatte Licht und Energie seinen Körper und seine Seele durchdrungen. Er begann zu verstehen, dass er mit dem Universum im Einklang war. Usui Sensei brach die Fastenkur ab und eilte zu seinem Zen-Meister um zu fragen, ob das, was er erfahren hatte, der erwünschte Zustand gewesen sei. Auf dem Weg riss er sich einen Zehnagel ab, aber in dem Augenblick, indem er sich die Hand auflegte verschwand der Schmerz und die Blutung stoppte. So entdeckte er die "Heilkraft". Der Meister bestätigte ihm, dass er die Anjin Ryumei, die Erleuchtung erfahren hatte und empfahl ihm an die Arbeit zu gehen und das Erfahrene weiter zu geben.

Zu Hause begann er, seine Familienmitglieder zu behandeln. Nach weiteren großen Erfolgen entschloss er sich, die Heilmethode als "Shin-Shin Kaizen Usui Reiki Ryoho", übersetzt "Usui Behandlungsmethode zur Verbesserung von Körper und Geist" zu benennen.

Einen Monat nach seiner Erfahrung auf dem Kurama-Berg zog Usui Sensei nach Aoyama-Harajuku in Tokyo um und gründete die "Usui Reiki Ryoho Gokkai", übersetzt "Organisation der Usui Reiki - Heilmethode". In dieser Lehranstalt begann er Reiki zu unterrichten und an andere weiter zu geben.

 

Mikao Usui bildete bis zu seinem Tod im Jahre 1926 zwanzig  Shihans, d.h. Lehrer mit Lehrerlaubnis, aus. Einer seiner besten Schüler war Dr. Chujiro Hayashi, ein Marinearzt. Mit Usui Senseis Erlaubnis gründete er seine eigene Reikigesellschaft in Shinano-Cho, Tokyo, unter dem Namen "Hayashi Reiki Kenkyukai".

 

Im Jahre 1935 reiste eine Amerikanerin mit japanischen Wurzeln aus Hawai, Hawayo Takata, nach Japan, um ihre Krankheit behandeln zu lassen. Sie lernte Hayashi Sensei kennen und wurde in seiner Klinik mit Reiki behandelt. Es rettete ihr das Leben. Hawayo Takata lernte in der Folge ein Jahr lang unter Hayashi Sensei Reiki.

1938 kehrte sie als erste ausländische Shihan nach Hawai zurück. Takata Sensei lud Hayashi Sensei in die USA ein, um auf Hawai Vorträge zu halten und auch um Einweihungen durchzuführen.

Reiki selbst zu lehren begann sie mit den 70-ger Jahren und seitdem verbreitet sich diese japanische Heilmethode über die ganze Welt. Die Reiki-Stilrichtung , die sich folgend im westlichen Kulturbereich verbreitete, nennt man heute die "westliche Reiki".

 

Reiki ist lebendig, verhält sich wie Wasser. Sie passt sich jedem Gefäß an. So wurde Sie durch den jeweiligen Überbringer an die Kultur, aus der er kam, angepasst. Manche Lehrer verändern aber die Lehre und verdrehen die Tatsachen auch aus persönlichen Gründen. Somit entstanden unzählige unterschiedliche Systeme der Weitergabe von Reiki.

In Japan, vor dem 2. Weltkrieg, gab es noch etwa eine Millionen Reiki-Praktizierende. Die Usui Reiki Ryoho Gakkai alleine hatte etwa 40 Zweigstellen. Dazu kamen noch geschätzte 30 Zweigstellen des Hayashi Reiki Kenkyukai. Nach dem 2. Weltkrieg verbreitete sich Reiki in Japan aber nicht mehr so schnell. Die Besatzungsmacht verbot alle alternativen Heilmethoden. Reiki wurde praktisch illegal. Die Reiki Ryoho Gakkai musste einen Verein gründen, der nur noch innerhalb der Mitgliedschaft arbeitete. Bis heute ist es eine geschlossene Gesellschaft geblieben, die das Reiki nicht öffentlich praktiziert oder lehrt. Reiki blieb in dieser Gruppe oder im eigenen Familienkreis. 

Im "Westen" glaubte man somit lange Zeit, dass es in Japan keine Reiki Praktizierenden mehr gäbe. Etwa 1987 begann die US-amerikanische Reiki Organisation mit dem Namen "The Radiance Technique" Seminare in Japan zu geben. Sie unterrichteten ausschließlich Reiki 1. und 2. Grades.

1993 begann einer der heute renomiertesten Reikilehrer, Frank Arjava Petter, als erster Europäer, den Reiki-Meistergrad in Japan zu unterrichten. In den folgenden Jahren machte er im Ursprungsland des Reikis bedeutende Entdeckungen bezüglich der Reiki Historie. Die Ergebnisse seiner Nachforschungen brachten Reiki in ein neues Licht. Reiki löste sich aus der esoterischen, okkultistischen Sparte und wurde wieder als ein spiritueller Weg betrachtet. Der Schwerpunkt in dieser Heilmethode soll an der Reikienergie selbst liegen, und nicht, wie so oft zu beobachten ist, auf der Selbstdarstellung des Reiki Praktizierenden oder des Reiki Lehrers. 

 

Frank Arjava Petter ist Autor zahlreicher Publikationen. Seine Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt und sind zu internationalen Bestsellern geworden. Wer mehr über die Details seiner Recherchen und über seine große Erfahrung in der Praxis und Lehre von Reiki erfahren möchte, kann eine Auswahl seiner Bücher in den Links unter dem Unterpunkt "Empfohlene Literatur" finden.

So wie schon oben erwähnt blieb Reiki in Japan in den eigenen Familienkreisen, über die man nicht Bescheid wusste.

Im Jahr 1999 erfuhr Frank Arjava Petter von einer Frau namens Chiyoko Yamaguchi, die eine direkte Schülerin von Hayashi Sensei war und in Kyoto lebte. Sie erhielt im März 1938 im Alter von 17 Jahren die erste Reiki Einstimmung von Hyashi Sensei. Sie praktizierte Reiki 65 Jahre lang bis zu ihrem Tod im August 2003.

Chiyoko Sensei lebte die Reiki Lebensregeln und wendete sie im täglichen Leben an. Ihr Erfahrungsreichtum war überwältigend. Sie arbeitete mit Überzeugung, Einfachheit, Bescheidenheit und Klarheit. Im Sommer 2000 gab sie Frank Arjava Petter die Zustimmung, an ihren Reiki-Kursen teil zu nehmen. Nach langer Suche hatte er nun endlich die Möglichkeit gefunden, die traditionelle Reiki in Japan von Grund auf zu erlernen.

Chiyoko Sensei nannte ihre Reiki Linie "Jikiden Reiki". "Jikiden" bedeutet übersetzt: "Direkt vom Lehrer an den Schüler übermittelt". Jikiden Reiki ist die authentische Übertragungslinie von Hayashi Sensei zur Familie Yamaguchi.

Nach dem Tode von Chiyoko Yamaguchi übernahm ihr Sohn, Tadao Yamaguchi, die "Jikiden Reiki Kenkyukai". Seit dem Sommer 2004 unterrichtet er auch außerhalb von Japan in der ganzen Welt.

Quellen:

Frank Arjava Petter:   Das ist Reiki, Heilung für Körper, Geist und Seele, Von den Anfängen bis zur Anwendung,                                                                                      Windpferd, Oberstdorf 2009

Tadao Yamaguchi:       Jikiden Reiki, Jikiden Reiki Kenkyukai, Kyoto 2008